„Vom Verhandeln in Paris zum Handeln in Sachsen“
Der Beschluss der Pariser Weltklimakonferenz ist klar: Die Erhöhung der globalen Mitteltemperatur soll auf deutlich weniger als 2 Grad begrenzt werden. Die klimaschädlichen Emissionen müssen rasch und radikal gesenkt werden. Die Bundesregierung hat ein Klimaschutzkonzept vorgelegt, das den Rahmen für die nächsten Jahre vorgeben soll.
Zum 10. Sächsischen Klimakongress am 29. Oktober 2016 hatte die Grüne Landtagsfraktion in Sachsen ausgewiesene Expertinnen und Experten eingeladen, um zu beleuchten, was das für uns in Deutschland bedeutet.
Valentin Lippmann, kommunalpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion, moderierte das Forum 3 „Klimaschutz kommunal – Visionen für die Stadt von Morgen“. Hier prallten die Beispiele innovativer Technologien und Projekte für nachhaltige und klimafreundliche Städte auf die Realität.
Alanus von Radecki stellte die Morgenstadt-Initiative des Fraunhofer Instituts vor. Das Verbundforschungsprojekt zielt darauf ab, Innovationen für die Stadt von Morgen vorauszudenken, zu entwickeln und umzusetzen. Sie verstehe sich als Übersetzerin für Industrie und Kommunen. Interessant waren dabei insbesondere die konkreten Beispiele, die sich von autonomen Fahrzeugen über Urban Farming, Plusenergiehäuser, Membran-Fassaden bis zu Seilbahnen erstreckten. So könnte die Stadt Kopenhagen mit Urban Farming 400 Gramm Obst und Gemüse pro Einwohner und Tag produzieren. Die Initiative arbeitet nach dem Prinzip „Reallabore“, wonach innovative Ideen einfach ausprobiert werden. Mit Blick auf die Innovationszyklen, die früher 50 bis 70 Jahre und heute nur noch zwei Jahre dauerten, stellte von Radecki fest, dass nicht die Technologie das Problem sei, sondern die Umsetzung in Kommunen und Verwaltung. Mit Blick auf den Klimaschutz konstatierte er, dass Städte in erster Linie soziale Systeme sind, in denen Umwelt- und Klimaschutz leider nicht die größte Priorität hätten.
Die Umweltbürgermeisterin der Stadt Dresden, Eva Jähnigen (GRÜNE), parierte prompt. Deutsche Kommunen haben mehr Entscheidungsspielräume als gemeinhin angenommen. So habe sich die Stadt Dresden bereits vor Jahren das Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß je Einwohner um zehn Prozent in fünf Jahren zu senken. Allerdings sei der aktuelle Umsetzungsstand ernüchternd. Leider sei die Industrie nach wie vor nicht von der Kohle abgekoppelt. Ein Drittel des CO2-Ausstoßes der Stadt sei im Verkehr begründet. Klimaschutz, so stellte Jähnigen fest, ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Kommunen und Gesellschaft. Eine Kommune könne mit konkreten Arbeitsprinzipien Klimaschutzziele umsetzen. Zentrale Handlungsfelder mit unmittelbarer Wirkung seien dabei die stärkere Förderung des Umweltverbundes (Rad, Fuß, öffentlicher Verkehr), Klimaschutz in der Bauleit- und Stadtentwicklungsplanung, kommunales Energiemanagement und die Erschließung von Effizienzpotenzialen: Klimaschutz lasse sich in das soziale System integrieren.
Der Moderator Valentin Lippmann, kommunalpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion, fragte zu Beginn der Fragerunde provokativ, ob es manchmal nicht besser sei, zu probieren statt zu planen. Das griffen die Zuhörerinnen und Zuhörer in der anschließenden Diskussion auf und mahnten schnellere Lösungen statt langer Planungen mit Blick auf die kurzen Interventionszyklen an.
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