Neu im Kunstfenster der Grünen Ecke: Ausstellung von Nadine Wölk

Ich freue mich aktuell im Kunstfenster der Grünen Ecke eine Arbeit von Nadine Wölk zeigen zu können. Die Zeichnung „Wenigenjena [ MW ]“ aus dem Jahr 2020 wird vier Wochen lang zu sehen sein.

NADINE WÖLK
1979 in Jena geboren
1998-2001 Ausbildung zur Kommunikationsgrafikerin in München, 2001-2006 Studium der Malerei/Grafik an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK)
Dresden, 2006-2008 Meisterschülerin bei Prof. Martin Honert, seit 2008 freischaffend
Lebt und arbeitet in Dresden

Deleted Scenes | Nighthawks

Nadine Wölk spielt mit den unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen der malerischen Darstellung, in dem sie tradierte Techniken um moderne Ausdrucksmittel erweitert. In ihren neuen Arbeiten scheint die Malerei mehr als zuvor in den Dialog mit der Fotografie und der Jugendkultur zu treten. Es handelt sich nicht mehr um eine Auseinander- setzung mit der kindlichen Vergangenheit, sondern um eine Art Dokumentation der Gegenwart, in der die Flüchtigkeit von Momenten und Erfahrungen thematisiert wird.
Die nächtlichen Darstellungen strahlen durch den engen Bildausschnitt und den schwarz-dunklen Hintergrund, von dem sie die durch den Kamerablitz hell erleuchteten Personen deutlich abheben, eine bedrückende Stimmung aus. An dieser Stelle scheinen die Arbeiten Verknüpfungen zwischen verschiedenen Aspekten der Erfahrung und des Erlebens herzustellen. Als Deleted Scenes, gelöschte Szenen, bezeichnet Wölk ihre Arbeiten. Einerseits spricht sie damit die ungewöhnliche Motivwahl an, andererseits thematisiert sie widerum die komplexe Struktur von Erinnerungen. Die Frage nach der Abrufbarkeit unterbewusster Erfahrungen tritt in den Vordergrund. Wölk macht sich in diesem Zusammen- hang die dokumentarische Qualität des Fotos als Abbildung von Wirklichkeit zu Nutze und verweist gleichzeitig darauf, dass die dazugehörige Erinnerung zwangsläufig außerhalb der Fotografie zu finden ist. Hieraus ergibt sich in ihren Arbeiten eine lesbare Diskrepanz zwischen subjektiver und objektiver Wahrnehmung des Erlebten und der eigenen Person.
Der dunkle Bildraum, der die dargestellten Personen umgibt, kann in vielen ihrer Bilder als Repräsentation einer anderen Bewußtseinsebene gelesen werden. Selten treten die Abgebildeten in direkten Blickkontakt mit dem Betrachter, meist wenden sie sich ab, oder verhüllen ihre Gesich- ter. Das Verständnis liegt außerhalb der allgemein interpretierbaren Mimik und Gestik der Personen. Wie lesende, oder schlafende Figuren werden die Dargestellten aus der Realität entrückt. (Caroline Linssen M. A.)